Ich bin Literatur- und Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkten bei den Poetiken, Rhetoriken und Ästhetiken des Wissens. Informiert durch die Science Studies, Postcolonial Studies, Human-Animal Studies und Gender Studies interessiere ich mich besonders für Inseln, Affen, Emotionen, Museen und ganz aktuell: die Steinzeit.
Geboren und aufgewachsen in Berlin, habe ich dort Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Theaterwissenschaft, Englische Philologie und Gender Studies an der Freien Universität und der Humboldt-Universität studiert.
Nach dem Magister Artium war ich zunächst Teil des Exzellenzclusters «Languages of Emotions» und unter anderem mit dem positiven Erleben von negativen Emotionen in ästhetischen Kontexten befasst, also Fragen danach, warum wir Angst, Traurigkeit, ja sogar Ekel genießen können, wenn wir diese in Kunst, Literatur, Film oder Musik erleben.
Von hier wechselte ich an die Universität Bern, wo ich in einem Projekt zu den «Affekten der Forscher» promovierte. Anhand der Forschungsmemoiren von Jane Goodall, Dian Fossey, Biruté Galdikas, aber auch weniger populär bekannten Affenforscher*innen wie Robert Sapolsky, Shirley C. Strum oder Sarah Blaffer Hrdy, habe ich darin die Rolle von Emotionen in der primatologischen Feldforschung und der Literatur darüber untersucht. Nachzulesen sind die Ergebnisse als Affe und Affekt. Die Poetik und Politik der Emotionalität in der Primatologie, erschienen 2020 im J.B. Metzler-Verlag.
Im Anschluss nahm ich in einem Projekt, das sich unter dem Titel "Entangled Island Times" im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms «Ästhetische Eigenzeiten. Zeit und ihre Darstellung in der Polychronen Moderne» der Literatur- und Kulturgeschichte der Inselbiogeographie widmete, die Arbeit an der nächsten Publikation auf: Pazifische Passagen. Ein Insularium des Großen Ozeans, gemeinsam verfasst mit Roland Borgards und Lena Kugler an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, geht der Frage nach, wie die geologische, biologische und kulturelle Zeit von Inseln im Pazifik anhand ihrer Tiere (und manchmal auch Pflanzen oder Menschen) dargestellt wird und welche Rolle die Inseln des Pazifiks für eben diese Wissenschaft – die Inselbiogeographie – und ihre Illustration spielen. Pazifische Passagen erscheint 2023 im Wallstein Verlag.
Zur Zeit bin ich mit dem nächsten Projekt befasst, das aktuell den Titel Präsente Prähistorie: Die Erfindung der Steinzeit und ihre Folgen trägt: Im Zentrum steht nun die wissenschaftliche ‘Erfindung der Steinzeit’ im 19. Jahrhundert und ihre Folgen – dass nämlich die Steinzeit in unseren Tagen zu dem Ort geworden ist, von dem aus wir uns anthropologisch begründen, d.h. wo wir Antworten auf die Fragen suchen, warum wir sind wie wir sind, oder auch: wie wir (miteinander) leben, essen, lieben, schlafen, kämpfen, streiten usw. Mich interessiert dabei vieles, vor allem aber, wie Wissen über die Steinzeit hergestellt wird, wie die Steinzeit einerseits global ausgeweitet wird, um auch lebende Kulturen als steinzeitliche zu kategorisieren, und andererseits von der Gegenwart mit ihren Vorstellungen und Bedürfnissen kolonialisiert wird, und wie wir sie uns in den Künsten vor- und darstellen, vor allem wie hier Wissenschaft poetisiert und ästhetisiert wird.
Diese wissenschaftlichen Arbeiten fließen auch in meine Museumsarbeit ein: Als Kuratorin in der Ethnografischen Sammlung des Bernischen Historischen Museums bin ich nicht nur für den Bereich der beiden Amerikas zuständig, sondern auch mit den derzeit wichtigsten Forschungsaufgaben im Museumsbereich befasst: Ich erforsche die Provenienz der Sammlung, konzipiere Auseinandersetzungen mit der Kolonialität des Museums und seiner Objekte und gehe der Geschichte der Institution sowie ihrer Sammlungstätigkeit nach. Der Fokus liegt hier zentral auf der Aufgabe, einen neuen, (selbst-)kritischen Umgang mit ethnographischen Sammlungen und der musealen ethnographischen Repräsentation zu fördern.
Neben diesen ‘Großprojekten’ interessiert mich noch viel mehr, so z.B. posthumanistische Ästhetiken des Fungalen (der gegenwärtige Trend zum Pilz), Schreibweisen des Ökologischen (besonders von Edward O. Wilson und Alfred Russel Wallace), die Franchises von Planet of the Apes (wegen der Affen) und Jurassic Park (wegen der Inseln) oder Frauen in den Wissenschaften (nicht nur in der Primatologie). Ich schreibe zudem nicht nur wissenschaftlich, sondern gern auch wissenschaftlich informiert über manch Anderes, wobei dieses Andere auffallend häufig im künstlerischen Bereich zu suchen ist. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, das ich vor der Wissenschaft das Wissen und die Ästhetik in der Dramaturgie des Theaters gesucht habe – und schlicht damit, dass das Wissen nie für sich allein steht.
Bild: Fotografie einer Beschriftungstafel aus der Ausstellung "Samurai" des Bernischen Historischen Museums. © Florens Schwarzwälder.
seit 1/2025
Bernisches Historisches Museum
Kuratorin Ethnographische Sammlung (Amerikas)
9/2023–12/2024
Bernisches Historisches Museum
wissenschaftl. Mitarbeiterin, Ethnographische Sammlung (Kuration)
10/2020–9/2022
Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik
wissenschaftl. Mitarbeiterin, Walter-Benjamin-Stelle (DFG)
4/2017–3/2020
Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik)
Projektmitarbeiterin "Entangled Island Times. Zu einer Literatur- und Wissensgeschichte der Inselbiogeographie vom 16. bis 21. Jahrhundert" (DFG)
01/2013–12/2016
Universität Bern (Institut für Germanistik)
Projektmitarbeiterin, Doktorandin "Die Affekte der Forscher" (VolkswagenStiftung)
01/2010–10/2012
Freie Universität Berlin
wissenschaftl. Mitarbeiterin des Sprechers des Exzellenzcluster, "Languages of Emotion"
12/2007–7/2008
Schaubühne am Lehniner Platz
dramaturgische Lektorin (freiberuflich)